Wie schön das war…
2007: Als ich mit meinem Handtaschenmonolog in der „Chrottegrotte Küsnacht“ und bei Lubosch im Keller62 auftreten durfte!
Natascha Stohler hat zu meinem Solostück komponiert und so zusammen mit dem Regisseur Krishan Krone das Stück gepfeffert und gesalzen und versüsst.
Eliane Barth-Poltera hat das Stück unter der Regie von Alfred Berger im Jahr 2013 an verschiedenen Orten im Kanton Graubünden wundervoll gespielt.
Zitate
„Wenn ich ganz erwachsen bin, werde ich in eine Wohngemeinschaft ziehen. Dann werde ich politisch. Wir haben eine
Gemeinschaftsküche und kleben Flyer an die Wand. Flyer von Kundgebungen und Partys. Ich werde ein farbiges Tuch in meinen Haaren tragen und sagen, dass die Frauen minder beachtet werden. Ständig
essen wir Salat und backen unser Brot selbst. Jemand spielt dann auch Gitarre und findet, dass ich die schönste Stimme habe. Und draussen brausen Autos vorbei und wir bemalen Stoffbänder, die wir
an die Hauswand hängen: Rettet die Robben! Und einmal in der Woche gehen wir ins Theater und Bücher werde ich lesen, bis ich ganz schlechte Augen kriege und mir dann ein rundes Drahtgestell
kaufen muss. Genau so werde ich leben.“
„Vielleicht stopfe ich doch Puderdöschen, Lippenstift, Lidschatten, Wimperntusche, Kajal und Wangenrouge in die Tasche. Ich ziehe Blusen an und kaufe mir glänzende Schuhe. Ob man
das kann? Von einem Tag auf den anderen als Dame zur Schule gehen? Ich sollte damit warten, bis ich in der Wohngemeinschaft lebe und politisiere. Aber da kann ich mich nicht gut schminken, eine
Dame in einer Gemeinschaftsküche, die irgendetwas gegen Atombomben sagt. Warum kommen mir immer die Gedanken quer? Nochmals. Ich stopfe also all dieses Zeugs in die Tasche und werde Dame. Über
Nacht werde ich zu einer dieser Frauen, die in den amerikanischen Serien mitspielen. Dann wird mir dasselbe passieren, wie ihnen: Glück und Katastrophen. Es werden sich sofort mindestens zwei
Jungen in mich verlieben. Die waren vorher befreundet, jetzt hassen sie sich, wegen mir und das macht mich ganz traurig, weil ich im Grunde einen feinen Charakter besitze. Aber ich, ich lasse mir
nichts anmerken und kümmere mich weiter um ein armes Waisenkind, welches Zutrauen zu mir fasst, weil ich so hübsch und lieb bin. Ich verliebe mich dann in jemand ganz anderen. Ich verliebe mich
in einen Universitätsprofessor, von dem alle Studentinnen schwärmen. Er ist verrückt nach mir und…ach, nein“
„Ich suchte dringend ein Zimmer. Die alte Wohngemeinschaft musste sich auflösen, denn unsere Wohnung war nicht mehr. Abgefackelt. Brennende Zigarette. Oder Herdplatte. Da wir
ständig kochten oder rauchten, oft beides zusammen, konnten wir nicht mehr herausrätseln, was denn nun das Feuer entfacht hatte. Gaby hatte sich sowieso in Mischa verknallt, zur gleichen Zeit,
als ich mich auch in Mischa verknallt habe und der Mischa hat eines Sonntagmorgens mit der blonden Leila am Küchentisch Kaffee getrunken. Wohngemeinschaft, Politik! Wir haben vielleicht einmal in
der Küche politisiert, als wir die Abstimmungsunterlagen bekommen haben und es darum ging, ob das Hallenbad saniert werden sollte.“
„Was uns jetzt noch trennt: Eine Zimmerdecke. Federico Faccioni! Er wird sich duschen, die Nägel schneiden, komponieren. Er wird alle die Dinge verrichten, die ein Mensch eben
tut. Ein Mann wie Faccioni behält seine Würde, selbst wenn er Zwiebeln gegessen hat. Ich werde kein Auge zutun. Ich schlafe, während Federico Faccioni sich oben noch einen Tee braut. Und wenn ich
seine Musik einlege, ganz laut dazu singe? Wie das wohl sein muss, wenn man seine eigene Musik irgendwo hört? Als ob man einen Doppelgänger hat. Künstler sein ist bestimmt nicht einfach. Das
weiss man doch. Zerrissen sind die alle. Müssen den Künstler aus sich herausschälen und ihn dann gegen die kalte Welt behaupten. Dabei brauchen wir sie doch alle! Den möchte ich treffen – der
keine Musik hört! Jeder hat doch etwas, das ihm ins Leben klingt. Und viele vergessen wohl, dass die Musik erst erfunden werden muss! Gespielt! Verkauft! Faccioni hat es bestimmt nicht
leicht.“
„Ich habe es satt. Mir immer alles vorzustellen. Karl kommt zurück, weil die Nase seiner Frau wieder in Ordnung ist und er sich doch wieder nach mir sehnt. Ich treffe Mischa im
Kino, er meint, er habe keine Freundin und wir schlafen endlich miteinander, auf seinem Futon. Ich treffe einen Mann an der Kasse im Lebensmittelgeschäft, er lädt mich auf sein Motorrad ein und
wir fahren um den See, essen belegte Brote, suchen uns ein abgelegenes Plätzchen, später heiraten wir. Faccioni klingelt, wir schlafen miteinander, ich werde schwanger, das Kind spielt mit zwei
„eine kleine Nachtmusik“ auf dem Klavier, Faccioni, Kind und ich reisen durch die Schweiz, Deutschland, dann um die Welt, ich schicke Karl aus jeder Stadt eine Ansichtskarte. Das Leben findet auf
dem Sofa statt und riecht nach Knäckebrot.“